Montag, 12. August 2013

Vennbahn Radweg

Der Weg zum Tunneleingang: dort ist Sense

Alter Eisenbahntunnel zwischen Belgien (Lengeler) und Luxemburg

Kristina muss wohl eine super flotte Maus sein. Sie konnte es kaum erwarten und ist schonmal vorgeradelt. Auf der Vennbahn-Radroute. Und hat Dinge dabei erlebt, die uns normal-Radlern versagt bleiben.
Das ist schön für Kristina Hendrickx; aber eigentlich etwas peinlich für das "Eifel Radmagazin 2013". Denn wenn es sich bei Frau Hendrickx nicht um eine Fledermaus handelt, sind ihre dort abgedruckten Schilderungen der Vennbahn-Radtour bloß erträumt.
Sie durchfährt bei diesem Ausflug nämlich den alten Lengeler Eisenbahntunnel. Und nutzt dabei den vollen Schwung aus, den ihr der vorhergehende fünf Kilometer lange Anstieg verschafft. Hat dann aber wohl das Schild übersehen, dass dieses Highlight der Tour dem Radweg dauerhaft versperrt bleibt - wegen tiefhängender Fledermäuse. Wenn Kristina Hendrickx dieses nach höchsten EU-Bestimmungen geschützte 800m lange Biotop mit dem Rad passieren wollte, dann bräuchte sie eine starke Lampe (+ ebenso starke Nerven), wasserdichte Schuhe und müsste den Drahtesel durch die steinige Nässe schleppen, am Ende des Tunnels steile Böschungen hinan klabastern und könnte sich dann - Willkommen im Grünherzogtum Luxembourg - genüsslich dem Rest ihrer Radelei nach Troisvierges widmen.

"Meine Faszination wird erst unterbrochen durch die Zielankunft", schreibt Kristina Hendrickx so treffend. Wie hätte sie auch merken sollen, dass einem kurz vor dieser Katharsis schier die Puste ausgeht angesichts der finalen Steilstrecke kurz vor Erreichen des gastlichen Dreimädelstädtchens - nach so einem phantantastischen Tunnelblick ... einfach beneidenswert!

Soviel also zum smarten Fortbewegungsverhalten von Kristina Hendrickx.

Einiges mehr wäre hingegen noch zu bemerken über die zugrundeliegende Fehlplanung.
Offenbar hat man das nunmehr nutzlose Radweg-Teilstück zum dauergesperrten Tunnel in der festen Erwartung asphaltiert, dass sich schlussendlich doch eine Passage erreichen ließe. Zumindest auf belgischer Seite. Im luxemburgischen Hoheitsbereich hat man dies offenbar garnicht erst angestrebt, sondern gleich auf die - für Bahnweg-Radler mühevolle - Umfahrung des Casus knaxus gesetzt. Das Muskelspiel der Naturschutzfrisöre muss also enorme Wirkung erzielt haben.

Verständlich, da sich die Evolution der Fledermäuse schließlich nur aufgrund des reichlichen Vorhandenseins von stillgelegten Eisenbahntunneln vollziehen konnte. Ihre Ahnen, die urzeitlichen Paraglider, waren aufgrund ihrer Riesenspannweite logischerweise kaum fähig,  in solch engen Röhren abzuhängen. So entwickelten sich quasi zwangsläufig diese lästigen kleinen Kacker mit der Autopilotfunktion. Voll rätselhaft bleibt für die Wissenschaft allerdings, welche abenteuerliche Überlebensstrategie die blinden GPS-Ratten während  des Eisenbahnzeitalters eingeschlagen haben. Vielleicht konnten sie sich blitzschnell anpassen und tauchen heute deshalb so selten auf, weil ihnen die Ausdünstungen der guten alten Dampflocks fehlen. Halt bloß mal so'n Denkansatz ...